Bau und Streckeneröffnung Am 1. Juli 1884 eröffneten die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K. Bay. Sts. B.) feierlich ihre 27,51 Kilometer lange Stichbahn zwischen Gemünden und Hammelburg, die entlang dem Saalthal auf eigenem Bahnkörper mit drei Brückenbauwerken verlief. Die Bahnstation wurde schon 1886 im Atlas der Eisenbahnen des Deutschen Reiches, Österreich-Ungarns und der Schweiz aufgeführt (Seite 16A). Gräfendorf war zu diesem Zeitpunkt eine Haltestelle für den Personenverkehr mit beschränktem Güterverkehr. Das Stationsgebäude einer „Haltstelle“ in Bayern hatten damals im Erdgeschoss meistens nur zwei Räume für den Wartesaal (für alle Wagenklassen), eine Expedition und ein Treppenhaus. In einem einstöckigen Anbau auf der Ortseite gab es meist eine Waschküche, „Holzablege“ und ein öffentlicher Abtritt. Die Reisenden gelangten nur über den Hausbahnsteig in das Gebäude. Im Obergeschoss befanden sich die Dienstwohnungen. Meistens gab es einen Nutzgarten neben dem Hauptgebäude.

Das Empfangsgebäude Gräfendorf

Der traufenständige, zweistöckige Putzbau wurde wahrscheinlich um 1924 mit Eröffnung der Gesamtstrecke erweitert und besaß im Südosten einen Güterschuppenanbau mit Seiten- und Kopframpe sowie im Nordosten einen einstöckigen Anbau. Alle Gebäudeteile besaßen Walmdächer. Im Hauptgebäude gab es Wartesäle, einen Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Das Bauwerk besaß Rechteckfenster und Türen. Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse IV. Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen • 1916 erhielt der Bahnhof ein Stellwerk. • Am 15. April 1924 wurde die Strecke von der Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) zwischen Hammelburg und Bad Kissingen eröffnet. Das Stationsgebäude wurde verändert und die Gleisanlage erweitert. • 2018 installierte die Deutsche Bahn AG (DBAG) ein modernes Stellwerk im Stationsgebäude. Es ersetzte das Stellwerk von 1916. Der Bahnhof erhielt einen modernen Hausbahnsteig sowie einen Außenbahnsteig, der über die Schrankenanlage erreicht werden kann. • 2021 nahm die Deutsche Bahn AG (DBAG) ein neues Stellwerk in Betrieb. Was hat sich verändert, was ist geblieben Das heutige Empfangsgebäude ist weitgehend im Zustand von 1924 erhalten. Ein Holzverschlag wurde neben der Kopframpe errichtet.

Luftaufnahme